Über uns

1999 führte ein landespolitisch verantworteter Ausdünnungsprozess in der Brandenburger Theaterwelt unter anderem zum Verlust des Musik- und Sprechtheaters am Brandenburger Theater. Infolgedessen entstand ein Defizit in der kulturellen Versorgung der Bevölkerung, auf das Hank Teufer, gerade mal 40 geworden, mit der Initiative zur Gründung des ersten freien Theaters in Brandenburg an der Havel reagierte. „Besondere Erlebnisse“ soll es bieten, also nennt er es „event-theater“.

INTERVIEW von Helmut Matthies mit Hank Teufer zur Historie des event-theaters

Kann man eigentlich einfach mal so ein Theater gründen?

Natürlich! Wenn man Lust darauf hat und zu mindestens 100 % von der Idee überzeugt ist, und dazu noch volles Engagement aufbringen will, geht alles und meist auch nichts schief. Man muss sein Projekt lieben, das ist die Hauptsache. Die Gründung hatte eine Vorgeschichte. Das Stadttheater verpflichtete mich nach meiner Entlassung nochmal als Regisseur für die Aufführung des Schauspiels „Schneewittchen“ von Robert Walser, einem Märchen für künstlerisch genießende Erwachsene. Aufgrund technischer Probleme sollten die Vorstellungen aber nicht stattfinden, was mich sehr traurig machte. In meiner Trauer um die Absage kam es plötzlich aus mir heraus: Mach es doch selbst! Mit der ältesten Kirche der Stadt – der Petri-Kapelle am Dom – stand mir ein idealer Spielort zur Verfügung. Unternehmen der Stadt Brandenburg unterstützen mich mit Geld- und Sachleistungen. Es war großartig zu erleben, wie sich so viele Menschen hinter einer Sache versammelten.

Was soll ich sagen, die Inszenierung inklusive Märchentafel im verwunschenen Garten der Petrikapelle wurde mit hundert Prozent Auslastung ein Riesenerfolg. Im Berliner „Tagesspiegel“ gab es eine glänzende Kritik. Das alles ermutigte mich, beim Kultusministerium in Potsdam eine finanzielle Förderung für weitere Theaterprojekte zu beantragen. Dort hieß es kurz und knapp: „Bilden sie einen Verein, da nur juristische Personen gefördert werden dürfen.“ Das war die Initialzündung für ein eigenes Theater. Am 11.11.2000 gründete ich mit ca. 40 Kulturbegeisterten im heutigen Restaurant „Herzschlag“ das „event-theater“.

 

Was ist nun das Besondere am ersten freien Theater in Brandenburg an der Havel?

Ein neues Theater sollte anders sein als das, was man kannte. Für unsere Aktivitäten haben wir kein Theater, wir bespielen die gesamte Stadt. Historisch wertvolle Plätze und Gebäude sind unser Tummelplatz. Das waren und sind der Dom, das Pauli-Kloster, die Johanniskirche, das altstädtische Rathaus, das Stadtmuseum, die Sankt-Annen-Höfe. Auch an touristisch reizvollen Stätten wie dem Buhnenhaus, dem Heinrich-Heine-Ufer, dem Domstiftsgut Mötzow oder auf diversen Fahrgastschiffen schlagen wir unsere Bretter auf.

 

Erstes Projekt war 2001 das Schauspiel von Jean-Baptiste Moliere „Don Juan – ein Abend der Sinneslust“ in der Ruine des Pauli Klosters. Moliers Stück beginnt mit einer großen Lobeshymne auf den Tabak. Entsprechend hatten wir als Sponsor eine Zigarillo-Firma aus Holland, welche neben Zigarillos noch Espresso servierte. Wir vom Theater sorgten für Sekt, so dass das Publikum im Einlassbereich alle Hände voll zu tun hatte und ohne weiteres hätte sagen können: das event-theater gefährdet die Gesundheit.

 

Aber reicht das schon zum Überleben eines Theaters?

Natürlich nicht. Dazu sind im Lauf der Zeit noch viele erfolgreiche Projekte gekommen. Seit 2001 gibt es den „Brandenburger Klostersommer“ mit Schauspiel und Musiktheater. Dabei bestimmen oft Uraufführungen unseren Spielplan. Regelmäßig führen wir mit Unterstützung des Instituts für Kulturmarktforschung Besucherbefragungen durch und wissen, dass über 93% der Gäste unsere Veranstaltungen weiterempfehlen und aus dem gesamten Bundesgebiet kommen. Brandenburger machen den Hauptanteil aus, gefolgt von den Berlinern.

 

Weitere Projekte sind:

  •  der Comedy Frühling
  •  das Open-Air-Erlebnis KlangGut
  •  die Brandenburger Weihnachtsbühne

 

Sitz unseres Vereins ist der Fontane Klub im Zentrum der Stadt direkt an der Havel. Seit Oktober 2003 betreiben wir dieses generationenübergreifende soziokulturelle Zentrum mit Programmkino und Kleinkunst. Wir etablierten dort über Untervermietung eine Buchhandlung sowie zwei Restaurants, welche die kulturellen Aktivitäten begleiten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schrieb 2015 als damaliger Bundesaußenminister: „In den Fontane Klub komme ich immer wieder gern.“

 

Worin zeigt sich der Erfolg Ihres Theaters?

Dass wir seit der Gründung im Jahr 2000 immer noch als Kulturbetrieb schuldenfrei existieren und uns eines großen Publikumszuspruchs erfreuen dürfen. Das Publikum ist unser wichtigstes Gut, es ist unser „Hauptsponsor“. Über 60 % des Finanzhaushaltes erwirtschaften wir selbst, und das zum größten Teil über den Ticketverkauf. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bei unseren Gästen bedanken.

 

Und wir überlebten Finanzkrisen. Corona, Inflation und Energiekrise müssen aktuell bewältigt werden. Wir sehen was ist, passen uns den jeweiligen Situationen an, halten Ausschau nach Rettungsankern und guten Ideen. Wir agieren wie ein flexibles Sportboot und weniger als ein schwerfälliger Kulturtanker. Und wir verstehen uns als „Kultur-Botschafter“ der Stadt und des Landes Brandenburg. Gastspiele führten zum E.T.A. Hoffmann-Festival in Posen, auf die Insel Ischia oder in eine Partnerstadt Brandenburgs, nach Ballerup in Dänemark.

Schon im ersten Jahr des Bestehens, im Jahr 2001, wurden das event-theater beispielhaft im „Leitfaden Kulturtourismus“ des Landes Brandenburg erwähnt. Ein Jahr später gab es den Tourismuspreis des Landes Brandenburg für innovative Dienstleistungen und Marketing. Das Programmkino im Fontane Klub wurde bereits vierzehnmal vom Medienboard Berlin-Brandenburg ausgezeichnet, letztmalig 2023. Als 2019 der große Dichter der Mark, Theodor Fontane, 200 Jahre alt geworden wäre. entwickelte unser Team gemeinsam mit dem Förderverein Schlosspark Plaue die Veranstaltungsreihe MITFontane. Damit sind wir in Grundschulen des Landes Brandenburg unterwegs.

Bei all den Aktivitäten und im Umgang mit den Besuchern steht Qualität und Verlässlichkeit im Vordergrund. Seit 2003 stellen wir uns ununterbrochen der Qualitätskontrolle und sind Träger von Servicequalität Deutschland, Stufe I. Aufklärung und Unterstützung kommt über die Mitgliedschaften bei ImpulsBrandenburg, dem Landesverband für Soziokultur, Popularmusik und Festivals sowie vom Landesverband Freie Darstellende Künste Brandenburg.

Der Verein

Das event-theater wurde am 11. November 2000 gegründet. Ende der Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts führte ein landespolitisch verantworteter Ausdünnungsprozess in der Brandenburger Theaterwelt unter anderem zum Verlust des Ensembles und Sprechtheaters am Brandenburger Theater. Infolgedessen entstand ein Defizit in der kulturellen Versorgung der Bevölkerung, auf das Hank Teufer mit der Initiative zur Gründung des ersten freien Theaters in Brandenburg an der Havel reagierte. Der rasche Erfolg der kleinen Bühne schlug sich schon bald in der Erwähnung im Leitfaden Kulturtourismus in Brandenburg nieder. Der Verein stellt sich regelmäßig der Qualitätskontrolle und ist Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur sowie im Verbund Freier Theater des Landes Brandenburg.